Donnerstag, 20. Januar 2011

Samaipata, Cascadas y Parque Nacional Amboró

So,
jetzt bin ich wieder gut in La Paz gelandet und das frische Klima ist viel ertraeglicher als die unglaubliche Hitze in Santa Cruz. Obwohl die Sonne hier in der Höhe natürlich viel mehr knallt, wie ich heute wieder zu spüren bekam als ich den Fuß vor die Tür gesetzt habe. Kurze Info: Santa Cruz liegt auf 430 m Höhe, La Paz auf 3200 bis 4100 m. Schön ist auch, dass ich mich hier richtig zuhause fühle und wieder so schrecklich gerne durch die Straßen laufe und der Hundekacke ausweiche.

Letzten Donnerstag hat das Seminar geendet, aber weil es ausgerechnet an diesem Tag ziemliches Regenwetter gab, sind wir noch eine Nacht länger im Hotel geblieben und haben uns lecker bekochen lassen.
Freitags gings mit dem Taxi nach Samaipata, ein winziges Dörfchen aber dennoch DER Touri-Hafen der Umgebung. Von dort aus kann man ein paar nette Touren machen, wie z. B. zu einigen Wasserfällen fahren um zu baden, in den Amboró-Nationalpark wandern gehen, zu El Fuerte (einer Ruinenstätte der Inkakultur die zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurde und einem UFO-Landeplatz ähnelt) oder auf den Spuren Che Guevaras wandeln und an den Ort fahren, wo er starb.

Den ganzen Samstag verbrachten wir bei den Wasserfällen (siehe Fotos unten). Welch erfrischendes Vergnügen bei der erdrückenden Hitze! :) Die ganze Natur hat echt gut getan. In La Paz sieht man mal mit viel Glück ja auch nur ein paar Grashalme... Ich konnte meinen Blick gar nicht mehr von den ganzen tollen Bäumen, Sträuchern, Lianen und kleinen Pflanzen abwenden!

Am nächsten Tag machten Jelena und ich uns schon früh auf den Weg um einen der drei Teile des Amboró zu erkunden.
Die Hitze war kaum auszuhalten, dafür unendlich viel Grün!
Wir sind 6 Stunden gewandert, haben uns die Lungen ausgekeucht und aus allen Poren triefte der Schweiß. :) Aber es hat sich voll gelohnt. Die Tour durch die Natur war einfach wunderschön, unser Guide meganett und höchst bewandert was Botanik und Klimazonen anging und der Sprung von der Klippe in den Fluss hat die ganze Anstrengung wieder kompensiert. Eigentlich war es glaube ich gar nicht so anstrengend, aber wir haben gut genörgelt - Hut ab, dass der gute Carmelo nicht ausgerastet ist sondern immer schon weiter barfuß leichtfüßig voranschritt. Waren ja auch gar keine scharfkantigen, heissen Steine oder Dornen oder seltsamen Insekten auf dem Boden... während wir mit Flipflops quengelnd hinter ihm hergekraxelt sind. Nicht dass ihr denkt, wir wären nur mit Flipflops ausgerüstet gewesen. Es war so, dass wir 4 mal den Fluss durchqueren mussten, und jedes Mal die Schuhe wieder an- und ausziehen wäre nervig gewesen. Das Versinken in den Schlammlöchern hat sich witzig angefühlt. Natürlich sind wir nur bis zu den Oberschenken versunken, nicht komplett.
Nach dem dreifachen Klippensprung und einigen Bremsenbissen (ich rede von Insekten-Bremsen) war unsere Energie flöten gegangen und Carmelo, der Führer, hat uns jeweils eine Handvoll Koka in die Backe gestopft. Das betäubt Hunger und Müdigkeit. Das erste was betäubt wurde, war meine Backe und Zunge (jedem, der ein Zungenpiercing will, kann man vor der Perforation nur wärmstens empfehlen!), aber danach bin ich wie kleiner Steinbock über Berg und Tal vorangehüpft. Hunger hatte ich bis nachts nicht mehr. Beides nicht übertrieben.

Fotos von der Wanderung kommen gleich (voraussichtlich werden sie sich über diesem Eintrag befinden).

An diesem Tag hab ich mir auch den schmerzhaftesten, fast schon lilanen Sonnenbrand seit langer Zeit geholt. Zum Glück hatte ich ein T-Shirt an und es hat nur Arme, Nacken und Dekolleté erwischt. Aber das sehr ungnädig. Sollte man nicht mit spaßen. Sollte ich als alter Sonnenbrandhase eigentlich ja auch wissen...
Möglicherweise als Schockreaktion darauf musste ich mich in der Nacht 8 mal erheben um mich zu übergeben. Eigentlich war es kein Erheben sondern ein panischer Sprung aus dem Bett um den Mülleimer noch zu erwischen. Nach dem 3. Mal kam allerdings nichts mehr aus meinem Magen und es setzte der furchtbarste, unberechenbarste Durchfall den ich je in meinem Leben gehabt habe ein. Bis um 4 Uhr morgens verbrachte ich die Nacht auf der Toilette mit dem Mülleimer umklammert in meinen Händen.
Und wer denkt, dass ich dann endlich mal schlafen konnte, liegt falsch. Als ob ich mich sowieso nicht schon erbärmlich und elend genug gefühlt hätte, haben sich die Moskitos mich total dreist und ungnädig als Festmahl ausgesucht.
Keine geruhsame Nacht.

Am Montag hatten Jelena und ich absolut keine Energie mehr irgendwas zu unternehmen. Wir hätten zwar noch Zeit für El Fuerte - UFO-Landestelle gehabt, aber schlau wie wir sind haben wir aus den Fotos geschlossen, dass es sich nicht lohnt dort hinzufahren. Das haben die anderen, die da waren, auch bestätigt.
Also fuhren wir zurück nach Santa Cruz und haben uns bis zum Rückflug am Abend im Hotel, in dem das Seminar war, aufgehalten, wo wir herzlich empfangen wurden. Der Plan war, den Snack dort mit der nächsten Freiwilligen-Seminar-Gruppe einzunehmen. Aber das hab ich bei meinem oben genannten Gesundheitszustand lieber unterlassen. An dem Tag hab ich erst abends wieder ein bisschen gegessen. Kam ja sonst alles raus. Nur 1 Minute später :)


Man kann sich gar nicht vorstellen, wie wir uns nach La Paz zurück gesehnt haben. Mit Kotzeritis, Durchfall und dreckigen Klamotten im Gepäck reist es sich nicht mehr so unbeschwert wie noch am Anfang...

Seit Montag esse ich nur noch Bananen und trinke Rotwein. Das stopft. Muss es aber auch. So schlimmer Durchfall ist kein schönes Gefühl. Da war das letzte halbe Jahr ein Klacks dagegen, obwohl das auch schon recht uncool war.

Trotz aller Vorkommnisse und Heimweh nach La Paz war das Seminar und das anschließende Reisen einfach wundervoll! So, als würde man nochmal ganz neu auftanken.


Macht's gut. Hoffentlich hat euch das Lesen gefallen.

Eure Lena



P.S.: Noch eine erfreuliche Nachricht zum Schluss: Mein Nasenpiercing ist jetzt perfekt verheilt. Das hat bestimmt die andere Klimazone ausgemacht :):)

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