Samstag, 7. August 2010

Erlebnisse

Buenas tardes amigos,

von Montag bis Donnerstag waren wir in Achocalla (ca. 4000 m) bei unserem ersten Seminar hier. Am Montag um 9:00 wurden wir von einem extra für uns gemieteten Micro abgeholt, in den sich alle inklusive Gepäck reingequetscht haben, denn das meiste ist hier an die bolivianische Durchschnittskörpergröße angepasst, was bedeutet, dass ein Mann oftmals kaum größer als ich ist. Erst sind wir durch El Alto, die an La Paz direkt angrenzende Stadt und gleichzeitig das Armenviertel, gefahren und kamen danach in immer ländlichere Gegend, wo es sogar grüne Bäume und Büsche gab. Ansonsten war alles total trocken, die Straße durch bergiges, steiniges Gelände staubig und unbefestigt (wir hatten nicht nur einmal Angst, den seitlichen Abgrund runterzurutschen...). Hin und wieder waren am Straßenrand Kühe, Schafe, Schweine, viele Hunde (bis auf die Hunde haben wir bisher kaum Tiere gesehen) und Frauen, die im Graben Wäsche gewaschen haben. Komischerweise kamen wir irgendwann an einem kleinen mit Schilf umgebenen See vorbei, auf dem man Tretboote mieten konnten - verwunderlich! :) Nach ca. anderthalb Stunden kamen wir an und haben erstmal gemerkt, dass wir in der Tat nochmal näher an der Sonne sind als in La Paz und die Luft noch dünner ist, was einigen Unwohlsein beschert hat.
In den 4 Tagen haben wir mit einigen wichtigen Fundación-Menschen Bekanntschaft gemacht, wie z. B. mit Padre José, dem Gründer, mit Don Cristóbal, dem Chef, mit Don Félix, dem Projektleiter vom Casa de Paso und den ganzen anderen Projektleitern, die uns unsere zukünftigen Arbeitsstellen vorgestellt haben. Uns wurde viel über die bolivianische Geschichte, die Bolivianer, die Straßenkinder, die Fundación Arco Iris, das Leben von Padre José und sonstige wichtige Sachen fürs nächste Jahr erzählt - alles auf Spanisch, war gut!
Donnerstag gings dann schon wieder zurück; alle waren schön gerötet von der Sonne :) Außerdem war Evelyns (meine Zimmernachbarin) Geburtstag, den wir erst mit einer riiiesen Torte und dem bolivianischen Brauch, das Gesicht in die Torte zu klatschen während das Geburtstagskind reinbeißt, in Achocalla gefeiert haben und dann noch abends zu Hause. Erstmal war aber im Casa de Paso eine Novena, so eine Art Marienandacht, zu der wir herzlich geladen waren und wo viel gesungen wurde - hat mir gut gefallen (und es war wunderbar warm in dem Raum). Danach gabs dort lecker Essen von der Arco Iris Bäckerei und Tee und Evelyn, Su, Johanna (unsere Betreuerin) haben uns aufgemacht zum Chor, wo wir das Mozartrequiem gesungen haben (okay, gesungen ist übertrieben). Gleich am Anfang mussten wir zu unserem Schreck alleine Tonleitern vorsingen, da der Chor-Master feststellen wollte, ob wir Sopran- oder Altstimmen (jetzt weiß ich, dass ich zum Alt gehöre...) haben. Su hat gleich mal alle vom Hocker gefegt mit ihrer Stimme, hat sich toll angehört!
Der Chor kam den anderen aus dem Haus gerade gelegen, weil wir Evelyn mit einem Geburtstagdinner überraschen wollten, das aus gefüllten Paprika, Gurkensalat, Reis, Sekt und Schokopudding mit Bananen bestand - endlich mal was Rechtes im Bauch! Um halb 12 sind dann mal die Leute aus der Wohnung eingetroffen und es wurde feucht-fröhlich bis in die Morgenstunden gefeiert. Der Freitag war für manche von uns dann weniger spaßig, obwohl wir eigentlich um 9:00 zu der fila (einem Umzug) an unserem Haus vorbei fit sein sollten. Anlass dafür war der bolivianische Nationalfeiertag, an dem sich über die Unabhängigkeit des Landes am 6. August 1825 gefreut wird und Umzüge mit Trommelkapellen und Fähnchenschwenken stattfinden. Die meisten von uns sind mitgelaufen und haben kräftig grün-gelb-rote Fähnchen geschwenkt und Anstecknadeln gekauft.

Heute haben wir schön ausgeschlafen, lecker gefrühstückt, sind zur Wohnung, d.h. Internetzugang, und werden später noch Richtung Innenstadt fahren um uns endlich mal Putzsachen anzuschaffen.

Morgen haben wir frei und Montag bis Mittwoch werden wir uns alle Projekte anschauen, in denen wir arbeiten können. Mittwochabend gibts dann hoffentlich nur wenig Gezanke und keine Tränen, wenn wir uns einigen müssen, wer in welches Projekt geht. Aus den Blogs der letzten Jahre ist hervorgegangen, dass das kein lustiges Unterfangen ist... mal sehen. Trotzdem bin ich gespannt auf Donnerstag - der erste Arbeitstag.

Kurz noch was zu meinem Gesundheitszustand (ich warte ja immer noch auf den ultimativen Zusammenbruch), bis auf den Schnupfen gehts mir gut, das Halsweh ist fast weg und der Filzklumpen in meinen Haaren ist auch beseitigt. Der kam wohl von der trockenen Luft, vom Wasser, das hier nicht ganz so sanft ist wie in Deutschland, und vom tagelangen Schaltragen... :).
Ansonsten leben wir uns immer besser ein in unserem Haus - heute kam sogar der Wassermann und hat uns 4 'Kanister' Trinkwasser gebracht (das aus der Leitung sollen wir ja (noch) nicht trinken.


Macht's mal gut und bis bald! Leider ist es unmöglich, alles was passiert und was man sieht zu bloggen - es ist so viel auf einmal.

Chau!

Eure Lena

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